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Akzeptanz – Die Geschichte von David Behre

Vor ein paar Jahren hat mich die Geschichte von David Behre, einem paralympischen Spitzensportler, den ich als Keynote-Speaker zum Thema Motivation auf einem Bildungskongress der Versicherungswirtschaft erlebt habe. Sie ist nicht nur ein Beispiel für Motivation, sondern erzählt auch von seiner großen Resilienz.

2007 war David Behre, damals 20 Jahre alt, mit dem Rad unterwegs. Er fuhr über einen Bahnübergang. Die Schranken waren geöffnet, doch sie hätten zu sein müssen. Der Zug erfasste ihn und schleifte ihn 150 Meter mit sich.

Von dem Aufprall bemerkte der Lokführer nichts und fuhr ahnungslos weiter. David lag nach dem Horror-Unfall im Gestrüpp. Nach rund 3 Stunden wurde er wach und bemerkte, dass er keine Unterschenkel mehr hatte. Er ist dann am Bahndamm hochgerobbt und sah von dort aus eine Wohnsiedlung. Er rief um Hilfe und eine Frau fand ihn gerade noch rechtzeitig.

Nur wenige Tage nach seinem Unfall sah er noch im Krankenhaus liegend einen Fernsehbericht über den ebenfalls unterschenkelamputierten Sprinter Oscar Pistorius, der mit seinen Unterschenkelprothesen in der Weltspitze lief. Das „will ich auch machen und ganz vorne mitlaufen“ entschied Behre und trainierte von nun an. Er wurde Europa- und Weltmeister und belegte bei den paralympischen Spielen 2016 mit der Staffel auch den ersten Platz. Heute arbeitet er als Motivationstrainer, veröffentlichte seine Biografie „Sprint zurück ins Leben“ und unterstützt ebenfalls Betroffene als Peer.

David Behres außergewöhnliche Willensstärke zeigte sich in den Tagen unmittelbar nach seinem Unfall. Damals traf er die Entscheidung, wie sein Leben aussehen sollte. Er dachte nicht an das, was er verloren, sondern an das, was er in Zukunft erreichen will.

Akzeptanz setzt Energien frei

Sicher, es ist nicht einfach, schwierige Situationen und große Veränderungen anzunehmen und „von jetzt auf gleich“ gelingt es den wenigsten Menschen. Vielmehr ist es ein Prozess, den Elisabeth Kübler-Ross als die sogenannte „Veränderungskurve“ beschrieben hat. Diese umfasst die emotionalen Reaktionen und Phasen, die Betroffene durchlaufen, wenn sie mit schwerwiegenden Veränderungen konfrontiert werden.

Ursprünglich wurde das Modell zur Trauerbewältigung nach Todesfällen entwickelt. Da Menschen bei Veränderungen ähnliche Gefühle und Reaktionen haben, wurde es auch auf andere Lebensbereiche und Change-Prozesse übertragen:

  1. Schock: In der ersten Phase neigen Menschen oft dazu, die Realität der Veränderung oder des Verlusts zu leugnen. Sie haben Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass etwas Wesentliches passiert ist. Manchmal sind sie vorübergehend in einer Art Schockstarre, um sich vor dem schmerzhaften Gefühl zu schützen.
  2. Ablehnung: In dieser Phase können Menschen wütend über die Veränderung oder den Verlust sein. Sie suchen möglicherweise nach Schuldigen oder projezieren ihre Wut auf andere, auch wenn diese nichts mit der Situation zu tun haben. Der Zorn kann als eine Art Bewältigungsmechanismus dienen, um mit der Frustration und Hilflosigkeit umzugehen.
  3. Verhandlung: In dieser Phase versuchen die Betroffenen oft, eine Vereinbarung oder einen Kompromiss mit der Veränderung oder dem Verlust zu finden. Sie könnten versuchen, eine Lösung zu finden oder „Wenn-nur“-Szenarien durchzuspielen, in der Hoffnung, die Situation zu ändern oder den Verlust rückgängig zu machen.
  4. Depression: In dieser Phase können Menschen eine tiefe Traurigkeit oder Depression erleben. Sie akzeptieren allmählich die Unvermeidlichkeit der Veränderung oder des Verlusts und können sich überwältigt fühlen, da sie sich den schmerzhaften Gefühlen stellen.
  5. Akzeptanz: Die letzte Phase ist die Akzeptanz. Hier beginnen Menschen, die Veränderung oder den Verlust zu akzeptieren und Frieden mit der neuen Realität zu finden. Dies bedeutet nicht, dass sie nicht mehr trauern oder nicht mehr traurig sind, sondern dass sie die Veränderung akzeptieren und bereit sind, sich an die neuen Umstände anzupassen.
  6. Ausprobieren und integrieren: Nach dem Akzeptieren folgt das Ausprobieren neuer Wege (Lernen), die Erkenntnis, dass dieser neue Weg eine (gute) Option ist und Integrieren in den Alltag.

Es ist keine starre Vorhersage der Reaktionen auf Veränderungen, sondern kann dabei helfen, die Vielschichtigkeit von Veränderungen und deren Einfluss auf die Gefühle und das Verhalten der Menschen zu erfassen. Auch durchläuft nicht jeder alle Phasen in der gleichen Reihenfolge oder erlebt jede Phase vollständig. Menschen können zwischen den Phasen hin und her wechseln oder eine Phase überspringen.

Wie Akzeptanz in der Resilienz funktioniert

Realistische Wahrnehmung
Erkenne die Realität an, anstatt sie zu leugnen oder zu ignorieren. Das hilft Dir dabei, Illusionen oder falsche Hoffnungen abzubauen und stattdessen eine klare Sicht auf die Situation zu entwickeln.

Emotionale Verarbeitung
Erkenne Deine Emotionen in dieser schwierigen Situationen an, um sie zu verarbeiten. Erlaube Dir Trauer, Wut, Scham, Angst oder Verwirrung zu fühlen, ohne sich von ihr überwältigen zu lassen. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit diesen Emotionen kann eine gesunde Verarbeitung stattfinden.

Anpassungsfähigkeit
Mach Dir bewusst, dass Veränderung ein natürlicher Teil des Lebens ist und sei bereit, Dich anzupassen, um in einer neuen Realität erfolgreich zu navigieren.

Loslassen von Kontrolle
Akzeptanz beinhaltet oft das Loslassen des Bedürfnisses nach vollständiger Kontrolle über eine Situation. Es gibt Dinge, die außerhalb Deiner Kontrolle liegen. Sei bereit, loszulassen und Dich auf das zu konzentrieren, was Du beeinflussen kannst.

Perspektivenwechsel
Versuche die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, statt Dich in negativen Gedankenschleifen zu verfangen. Dadurch ist es Dir möglich, auch neue Einsichten zu gewinnen und Lösungswege zu finden.

Bewältigungsstrategien entwickeln
Verschwende keine Energie darauf gegen die Realität anzukämpfen, sondern nutze diese, um konstruktive Wege zu finden, mit der Situation umzugehen. Berücksichtige dabei auch frühere, erfolgreiche Bewältigungsstrategien in anderen Situationen, die sich übertragen lassen.

 

Veränderungen, schwierige Situationen oder gar Krisen sind Aspekte des Lebens. Doch erst wenn wir innerlich in Widerstand gehen, wird daraus Leid. Je eher wir die Realität anerkennen, desto eher schaffen wir es, die aktuelle Situation anzunehmen und nach vorne zu blicken, unsere Gegenwart und Zukunft zu gestalten, statt in einer Opferhaltung zu verharren.

Wo würde David Behre heute wohl stehen, wenn er sich immer noch sein altes Leben zurückwünschen würde? Damit hadert, dass ausgerechnet ihm das passiert ist und in der Trauer um seinen Verlust hängengeblieben wäre?

Wie erlebst Du Dich in schwierigen Situationen? Stellst Du Dir die „Warum-Frage“ oder gelingt es Dir, die Realität anzunehmen? Schreib es gerne in die Kommentare.

 

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Quellen:

https://www.youtube.com/watch?v=E3_o1Hbr7N8&t=7s

https://diagnose-lebensfroh.de/David-Behre/

https://www.teamdeutschland-paralympics.de/athleten/details/david-behre

https://www.david-behre.de

 

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