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Achtsamkeit – So bekommst Du Zugang zu Deinen Bedürfnissen

Heute schauen wir uns den 1. Baustein der Resilienz an: Achtsamkeit. Vielleicht habt ihr Euch schon mit Resilienz beschäftigt und wundert Euch, dass andere Autoren lediglich 7 Schritte aufführen und direkt mit der Akzeptanz starten. Nach meiner Erfahrung ist das Akzeptieren einer Situation, die ich nicht selbst herbeigeführt habe, ein sehr großer Schritt, oftmals verbunden mit vielen negativen Emotionen.

In schwierigen, herausfordernden Situationen oder gar in einer Krise, wie beispielsweise bei einem Todesfall, Unfall, Krankheit, Scheidung, Kündigung, Konflikt, etc. sind die meisten Menschen nicht sofort handlungsfähig. Geschweige denn, dass sie die Situation sofort akzeptieren und sich sagen können „es ist wie es ist und ich blicke jetzt nach vorne“? Das ist eher unwahrscheinlich.

So ging es auch einem Klienten von mir. Nennen wir ihn Sebastian, 35 Jahre, Teamleiter in einem großen Unternehmen. Er hatte sich auf eine ausgeschriebene Führungsposition in seinem Unternehmen beworben. Seine Chancen schätzte er hoch ein, denn er arbeitete besonders in den letzten zwei Jahren hart dafür. Die Zusage bekam jedoch ein Kollege, der sich aus seiner Sicht viel weniger engagiert hat und zudem kürzer im Unternehmen ist.

Sebastian war sauer auf die Entscheider und die „WARUM-Frage“ beschäftigte ihn. Seinen Unmut lud er bei Kolleg:innen ab und trug ihn auch ins Private. Auch die innerlichen Zwiegespräche ließen ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Er war in einer Negativ-Spirale, der Zustand der Frustration verfestigte sich bei ihm. Sebastian lief Gefahr, im Umgang mit seinen Vorgesetzten an Souveränität zu verlieren: Sein inneres Wechselbad der Gefühle bewegte sich zwischen Angriff (Aggression) und Flucht (Rückzug/Distanzaufbau). Mit diesen stark negativen Gefühlen kam er zu mir in das Bewerbungscoaching und suchte Unterstützung, denn er „wollte es denen zeigen und unbedingt weg von der Firma, die sein Talent nicht erkannte“.

Sebastian war nicht Balance und es wäre nicht klug gewesen, aus einer solchen starken Emotion heraus zu handeln. Egal, in welche Richtung.

Kopfkino unterbrechen

Für Sebastian war es wichtig, dass er zur Ruhe kam. Menschen haben von Natur aus Gedankenwandern. Sie sind permanent in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Menschen rund 50 % ihrer Zeit nicht in der Gegenwart sind. In schwierigen Situationen äußert sich das oft in Grübeln oder Kopfkino. Der Geist kommt nicht zur Ruhe. Er ist permanent mit Vergangenheitsfragen beschäftigt: „Warum ist das passiert?“, „Wie hätte es verhindert werden können?“ oder dem Wunsch „Ich hätte so gerne mein altes Leben zurück“ oder mit Zukunftsfragen: „Wie soll ich das alleine schaffen?“, „Wie kann das funktionieren?“ oder dem Wunsch „Ich will, dass alles wieder gut wird“. Wir versuchen etwas zurückzubekommen, dass nicht möglich ist oder uns plagen Zukunftsängste. Für Sebastian war die Absage ein Imageverlust und er wusste nicht, wie er auf Dauer mit dieser „Niederlage“ wieder selbstbewusst im Unternehmen arbeiten konnte. Doch das war ihm zu dieser Zeit noch nicht bewusst.

Mit Atemübungen den Geist beruhigen

Um zur Ruhe zu kommen, um die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und um sich zu fokussieren, hilft Achtsamkeit. Sie ist auch als „Mindfulness“ bekannt, eine psychologische und spirituelle Praxis. Sie zielt darauf ab, das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment zu schärfen und eine nicht-wertende Haltung gegenüber den eigenen Gedanken, Gefühlen und Empfindungen zu entwickeln.

Der Mensch ist die meiste Zeit in seinem Leben im Autopiloten-Modus unterwegs. Alles, was wir tagtäglich tun, geschieht überwiegend aus dem Unterbewussten heraus. Doch wir müssen meistens nicht sofort handeln. Wenn wir unser Reiz-Reaktionsmuster unterbrechen, haben wir die Chance anders und in vielen Fällen klüger zu reagieren.

 

 

 

 

 

 

Dies erreichen wir beispielsweise über die Atmung. Bei formellen Achtsamkeitsübungen wie beim Meditieren konzentriert ihr Euch auf den Atem, Körperempfindungen oder andere Aspekte des gegenwärtigen Moments.

Das Zentrum für Achtsamkeit in Köln und auch einige Krankenkassen (TK, BARMER) bieten ihren Mitgliedern und auch Interessent:innen kosten- und werbefreie Achtsamkeitsübungen an.

Informelle Übungen beziehen sich auf Momente im Alltag, in denen ihr bewusst und ohne Ablenkungen handelt – wie zum Beispiel bewusstes Essen, Gehen oder Zuhören.

Achtsamkeit ist eine wirksame Methode, die Negativspirale zu unterbrechen. In unserem Fallbeispiel musste sich Sebastian erst einmal der eigenen Gefühle bewusst werden. Das Erkennen und Benennen der eigenen Gefühle „ich bin gekränkt, ich fühle mich nicht gesehen, ich bin von mir enttäuscht, weil ich meine Fähigkeiten nicht überzeugend vermittelt habe, …“ hilft zudem, Distanz zur Situation zu bekommen. Diese weitere Methode heißt Affect Labelling.

Nachdem sich Sebastian seiner „Weh-Gefühle“ bewusst war und zur Ruhe kam, konnte er mehrere Handlungsoptionen entwickeln und entscheiden, was für ihn der richtige Schritt ist. Er war froh, dass er nicht seinem ersten Impuls folgte, der auf Enttäuschung und Rachegedanken fusste. Sebastian entschied sich, in der Firma zu bleiben, denn er mochte die dortige Unternehmenskultur und brannte für die Produkte. Im Coaching reflektierte er, wo er im Bewerbungsprozess nicht überzeugen konnte und arbeitete diese Punkte auf. Ein Jahr später wurde eine weitere Abteilungsleiter-Position ausgeschrieben, auf die er sich bewarb und die Zusage erhielt.

Regelmäßig Achtsamkeit zu praktizieren, kann sowohl auf die körperliche als auch auf die psychische Gesundheit positive Auswirkungen haben. Dazu gehören Stressreduktion, verbesserte Konzentration, emotionale Ausgeglichenheit, erhöhte Resilienz, eine bessere Bewältigung von Angst und Depression, eine gesteigerte Selbstakzeptanz sowie verbesserte zwischenmenschliche Beziehungen.

Habt Ihr bereits Achtsamkeit praktiziert? Wie sind Eure Erfahrungen damit? Schreib es gerne in die Kommentare.

  Siehe auch meine weiteren Blogbeiträge und mein Seminarangebot.

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Quellen:

https://www.fluchtundresilienz.schule/wissen/resilienz-2/kauai-laengsschnittstudie/

https://www.gilliarconsulting.de/resilienz/

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